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Historischer Pfad Oberaichen

Insgesamt 14 Tafeln mit Texten und Bildern bieten Einblicke in die Geschichte des ehemaligen Weilers Oberaichen, der 1287 erste urkundliche Erwähnung fand und seit 1926 zusammen mit Unteraichen die Gesamtgemeinde Leinfelden bildet.

Station O1: Waldheim Oberaichen

Das Waldheim war das erste Haus auf der Oberaicher Höhe. Erbaut wurde es im Jahr 1905 vom Wagner Karl Friedrich Stäbler (1866-1935), der bei der Brauerei Leicht in Stuttgart-Vaihingen beschäftigt war. Durch den regen Besuch des Kurhauses in den ersten Jahren seit der Eröffnung und durch die Nachfrage nach einer Unterkunft für Familien, sah sich der Erbauer veranlasst, das Kurhaus umzubauen und zu erweitern. Mit den acht „möblierten und mit Linoleum belegten Fremdenzimmern mit circa zehn vorzüglichen Betten“ wollte man den Familien einen angenehmen Aufenthalt bieten. So konnte unter andrem eine Wohnung von zwei oder drei Zimmern auch mit Küche angeboten werden, „um den Bewohnern die Gelegenheit zu geben, sich auch hinsichtlich der Mahlzeiten ganz wie zu Hause einrichten zu können“. Das Haus war bereits an die Filderwasserversorgung angeschlossen und mit einem „Luft- und Sonnenbad“ ausgestattet.

Im 1. Weltkrieg wurde „das Waldheim“ zum Reservelazarett umgewidmet.

Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Kurhaus im März 1924 als Wirtschaft neu eröffnet.

Adresse:
Vaihinger Straße 50
70771 Leinfelden-Echterdingen

Waldheim Oberaichen, Werbepostkarte der neueröffneten Gaststätte von 1905

Station O2: Wasserturm für die Filderwasserversorgung

Der Zweckverband Filderwasserversorgung (FIWA) wurde am 14. März 1904 von acht Gemeinden gegründet. Seit Inbetriebnahme des Wasserwerks bei Neckartailfingen am 9. Oktober 1906 werden die Kommunen auf der sehr fruchtbaren aber wasserarmen Filderhochfläche vom Neckartal aus mit dem lebensnotwendigen Nass versorgt. Heute sind es 11 Verbandsmitglieder auf den Fildern und in der Neckarregion bei Nürtingen, die von der FIWA versorgt werden.

Der Wasserturm auf der Oberaicher Höhe (485 m über NN) wurde 1934 durch die Filderwasserversorgung erbaut. Er besaß einen Wasserspeicher für 30 m³ in einer Höhe von ca. 502 m über NN. Das Wasser kam aus einem mächtigen Grundwasserstrom im Neckartal. Hier wurde es in großen gusseisernen Rohren in den Hochbehälter gepumpt. Nach dem Anschluss des Wassernetzes an die Bodenseewasserversorgung im Jahr 1958 wurde der Speicher stillgelegt.

Dem Wasserturm gegenüber befand sich der Wasserspeicher der Brauerei Leicht in Vaihingen. Das Brauwasser wurde aus der Talsohle von Musberg hochgepumpt und floss dann in eigenem Lauf durch Rohre nach Vaihingen zur Brauerei Leicht.

Adresse:
Vaihinger Straße 54
70771 Leinfelden-Echterdingen

Wasserturm in Oberaichen, Aufnahme 1954

Station O3: Thudium-Gedenkstein

Ernst Emil Thudium war in Stuttgart-Möhringen aufgewachsen und hatte sich im Mai 1896 in Oberaichen als Küfer niedergelassen. Im Mai 1898 zog er nach Rohr, hatte aber geschäftlich immer noch in Oberaichen zu tun. Er lieferte die Mostfässer und hielt sie auch in Ordnung. Am Montag, den 20. Juli 1908, fuhr der 35-Jährige abends mit seinem Fuhrwerk von Rohr nach Oberaichen. In der Nähe der Gastwirtschaft „Waldheim“ stürzte er vom Wagen, der ihn daraufhin überrollte. Hilfe konnte nicht kommen, da sein scharfer Hund niemanden zu ihm ließ. Erst seiner Frau, die man zu Fuß in Rohr benachrichtigte, gelang es, den Hund zu bändigen. Die Verletzungen waren aber so stark, dass Emil Thudium noch an der Unfallstelle verstarb. Seine Frau ließ den Gedenkstein in der Nähe der Unfallstelle errichten.

(Nach Hinweisen aus der Bevölkerung fand Stadtrat Gerhard Auch den Stein mit Laub bedeckt in der Nähe des heutigen Standorts. Auf Veranlassung der Stadt wurde der Stein von Steinmetz Groß in Unteraichen restauriert und im November 1988 wieder aufgerichtet.)

Adresse:
Vaihinger Straße
70771 Leinfelden-Echterdingen

Thudium-Gedenkstein, Aufnahme 1929

Station O4: Haus „Zilly“

Ernst Schädle, der spätere Direktor der Brauerei Leicht in Stuttgart-Vaihingen, baute 1910 auf deren Gelände in Oberaichen ein komplettes Holzhaus auf, das bei der Welt-Ausstellung 1900 in Paris als eines der ersten Fertighäuser vorgestellt wurde. Es handelt sich um eine Konstruktion mit Rahmenschenkeln als Träger. Innen und außen wurde die Balkenkonstruktion mit Brettern vernagelt, die, ohne jegliche Zwischenisolierung, auf der Außenseite mit Schindeln verkleidet wurden. Das Haus war als Wirtshaus konzipiert und ist symmetrisch ohne komplette Unterkellerung gebaut. Im Jahr 1914 stellte der damalige Besitzer Schädle das Haus als Lazarett zur Verfügung. König Wilhelm II. besuchte dort im selben Jahr die verwundeten Soldaten. Seit den 1980er-Jahren dient es als Wohnhaus der Familie Zilly.

Adresse:
Rohrer Straße 190
70771 Leinfelden-Echterdingen

Erinnerungstafel zum Besuch des Königs am 20.10.1914 im Haus Zilly

Station O5: Berufsgenossenschaftliches Schulungszentrum-Stuttgart e.V. in Oberaichen

Weil mit dem Anziehen des Wirtschaftswunders im Nachkriegsdeutschland die Zahlen der Arbeitsunfälle stark anstiegen, gründeten 1953 insgesamt 24 Berufsgenossenschaften einen Verein zur Errichtung des ersten berufsgenossenschaftlichen Schulungsheims in Deutschland. So entstand im Jahr 1955 in Leinfelden-Oberaichen mit dem Berufsgenossenschaftlichen Schulungszentrum die erste Einrichtung dieser Art in Deutschland. Der Verein, dem heute noch fünf Berufsgenossenschaften angehören, wird von einem Vorstand geführt, der paritätisch mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern besetzt ist. Jährlich werden fast 5.000 Teilnehmer/-innen in Lehrgängen über Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz geschult. Ein Hörsaal mit 70 Plätzen, drei Seminarräume, zwei Konferenzräume und mehrere Gruppenräume bieten alle notwendigen technischen Einrichtungen für eine erfolgreiche Schulung.

Adresse:
Rohrer Str. 162
70771 Leinfelden-Echterdingen

Berufsgenossenschaftliches Schulungsheim Oberaichen, Aufnahme Willi Moegle 1955

Station O6: „Hans-Brümmer-Platz“ in Oberaichen

1978 entschloss sich die Stadt Leinfelden-Echterdingen dem bekannten, 1966 verstorbenen Gewerkschaftsfunktionär und SPD-Politiker Hans Brümmer (1886-1966) – seit 1957 wohnhaft in Oberaichen und zwischen 1957 und 1965 Leinfelder Gemeinderat – eine öffentliche Gedächtnisstätte zu widmen. So entschied man, die frühere Eberhard-Wildermuth-Straße in Oberaichen in Hans-Brümmer-Platz umzubenennen und in der dortigen Grünfläche eine kleine gepflasterte Rundanlage mit zentralem Gedenkstein und radial angeordneten, granitsteinernen Rundsitzen anzulegen. 1979 fertigte der Echterdinger Bildhauer Gerhard Tagwerker den sogenannten „Hans-Brümmer-Gedenkstein“, dessen abgeschrägter Zylinderkorpus aus rötlichem Granit eine runde reliefierte Inschriftenplatte trägt. Der Gedenkstein thematisiert wichtige Daten zu Brümmers Biografie.

So arbeitete der 1886 in Tauberbischofsheim geborene, 1906 der SPD beigetretene Brümmer bis zum 1. Weltkrieg als ausgebildeter Schmied in diversen Metallverarbeitungsbetrieben und war bereits zu Zeiten von Kaiserreich und Weimarer Republik ein einflussreicher Metallgewerkschaftsfunktionär in Mannheim und Stuttgart. Während des 1. Weltkrieges entwickelte sich Brümmer zu einem vehementen Kriegskritiker und zählte zu den Mitbegründern der sozialistischen USPD in Mannheim (erst 1922/23 trat Brümmer wieder der SPD bei). Ende 1918 wurde Brümmer Minister für militärische Angelegenheiten im sozialistischen Arbeiter- und Soldatenrat in Karlsruhe und gehörte ab 1919 der Badischen Volksregierung an. Zwischen 1925 und 1928 saß er als Abgeordneter im Badischen Landtag. Während des Dritten Reiches geriet Hans Brümmer, der weiterhin entschlossen für seine sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Überzeugungen einstand, unter NS-Verfolgung und sah sich mit Berufsverbot (Zwangsauflösung aller Gewerkschaften 1933) und Haft konfrontiert.

Nach dem 2. Weltkrieg und vor seiner Zeit als Leinfelder Gemeinderat war Brümmer Vorsitzender der westdeutschen IG Metall (1949 bis 1956) und Mitglied des beratenden Ausschusses der Montanunion.

Adresse:
Hans-Brümmer-Platz
70771 Leinfelden-Echterdingen

Hans Brümmer (links außen sitzend) als Mitglied des Gemeinderats von Leinfelden von 1957 bis 1965, Foto Willi Moegle 1964

Station O7: Holzmanufaktur Oberaichen – Fritz Pfizenmaier + Co

1908 wurde das Unternehmen von Fritz Pfizenmaier sr. in Stuttgart gegründet als Großhandel für Tapeten und Linolium, später für hölzerne Haushaltswaren. Die Tochter Liselotte Pfizenmaier (1910-1962) gab der Firma die Richtung einer bewussten Produktgestaltung. 1934 heiratete sie den Kunstmaler und Produktgestalter Johannes Maier (1899-1987). Ein Jahr später zog das Paar nach Oberaichen.

Im 2. Weltkrieg wurde der Betrieb in Stuttgart zerstört. Der Wiederaufbau begann durch Liselotte Maier-Pfizenmaier bereits 1944 in Oberaichen in der Gaststätte „Bahnhof“. Nach Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft beteiligte sich auch ihr Mann Johannes Maier und ab 1952 ihr Bruder Fritz Pfizenmaier jr. (1914-2002) am weiteren Aufbau. Es entstanden wertvolle Arbeitsplätze im Büro, in der Logistik und in der Produktion, aber auch im Bereich von Lohn- und Heimarbeit für Frauen und Männer. Das vorbildliche Design von Johannes Maier wurde auf internationalen Ausstellungen und mit vielen Auszeichnungen geehrt.

Mitte der 1960er-Jahre waren Wohnaccessoires aus Holz nicht mehr voll im Trend. Deshalb kam es 1965 zur Gründung der Marke „Artipresent“ als zweites Firmenstandbein mit Produkten aus vielerlei Materialien. 1962, nach dem Tode von Liselotte Maier-Pfizenmaier, stieg die Tochter Hanna Irion in die Geschäftsführung ein. 1975 folgte der Sohn, Hansjerg Maier-Aichen. „Authentics“, seit 1982 eine zweite Firmen-Marke, löste 1994 die Marke „Artipresent“ ab. Um alle Betriebsbereiche unter ein Dach zu bringen, wurde in Holzgerlingen ein neues Firmengebäude mit Hochlager gebaut und 1992 bezogen. Das Jahr 2000 brachte das Ende der Firma.

Die Gebäude in Oberaichen wurden 1992 an die SL Rasch GmbH Special & Lightweight Structures verkauft. Diese Firma stellt unter anderem automatisch sich öffnende, schattenspendende Groß-Schirme für den arabischen Raum her. Für Mekka wurde mit dem Makkah Royal Clock Tower die größte Turmuhr der Welt mit einem Durchmesser der Zifferblätter von 39 Metern oder für Medina das Madinah Piazza Shading Project entwickelt.

Adresse:
Keßlerweg 22
70771 Leinfelden-Echterdingen

Firmengebäude Pfizenmaier in Oberaichen, Aufnahme 1964

Station O8: Friedenskirche Oberaichen

Bis zum Juli 1964 gehörte Oberaichen kirchlich zur Pfarrei Musberg und wurde von dort seelsorgerlich betreut. Von da ab gab es die Evangelische Kirchengemeinde Oberaichen. Die ersten Gottesdienste wurden während der Planungs- und Bauphase der neuen Kirche in einer Notkirche in der Häuserwiesenstraße gefeiert.

Die Friedenskirche ist im Stil der sogenannten ‚Zeltkirche‘ erbaut. Der Glockenturm steht davon etwas abgesetzt und beherbergt drei Glocken. Die mittlere Glocke trägt die Aufschrift: „Er ist unser Friede“ (Epheser 2,14).

Am 5. Juli 1964 wurde mit Pfarrer Martin Armleder der erste Pfarrer der neuen Kirchengemeinde Oberaichen in sein Amt eingesetzt. Die Einweihung der Kirche am 19. Juli markiert auch den baulichen Neubeginn. Pfarrer Armleder betonte dabei: „Unsere neue Kirche soll den Namen ‚Friedenskirche‘ tragen. Sie soll – mit ihrem schlanken, zum Himmel weisenden Turm – ein unübersehbares Zeichen dafür sein, dass auch in unserem zwanzigsten Jahrhundert, in einer durch Angst und Unfrieden so tief gefährdeten Welt, dem Menschen ein Frieden geschenkt werden kann, der über unser alltägliches Begreifen weit hinausgeht.“

1965 konnte der Evangelische Kindergarten „Achalmstraße“ seiner Bestimmung übergeben werden.

1996 wurde das neugestaltete Gemeindezentrum „Pavillon Oberaichen“ eröffnet.

Das Gemeindezentrum umfasst die Friedenskirche in der Häuserwiesenstraße, das Pfarrhaus mit Amtsbereich und Dienstwohnung, den Pavillon sowie den alten Gebäudeteil des Gemeindehauses in der Achalmstraße. Der angrenzende Kindergarten ist im städtischen Gebäude der Stadt Leinfelden-Echterdingen untergebracht.

Zum 1. Januar 2019 fusionierten die Kirchengemeinden Oberaichen und Leinfelden-Unteraichen zur neuen Evangelischen Kirchengemeinde Leinfelden.

Adresse:
Achalmstraße 5
70771 Leinfelden-Echterdingen

Friedenskirche in Oberaichen, Aufnahme Willi Moegle 1964

Station O9: Gasthaus zum „Hirsch“

Das Gasthaus zum „Hirsch“ befand sich zwischen dem Feuerlöschteich und den ersten Häusern Oberaichens in einer kleinen Gasse und wurde im Jahr 1866 von dem aus Schönaich stammenden Bauern Johann Lutz (1822-1881) erbaut. 1889 übernahm sein Sohn Georg Wilhelm Lutz (1862-1932) den „Hirsch“. Dieser betrieb die Wirtschaft zusammen mit seiner Frau und den vier Kindern aus seiner ersten Ehe. Er gab die Wirtschaft 1925 an seinen Sohn, den Buchbinder Gottlob Lutz (1896-1955) ab. Dieser erstellte 1927 einen Neubau beim Oberaicher Haltepunkt der Filderbahn und verlegte die Wirtschaft dorthin.

Der „Hirsch“ hatte an den Arbeitstagen nur wenig Besucher. Am Wochenende sowie an Sonn- und Feiertagen war das anders. Da wurde gerne Bier getrunken und gevespert. Ansonsten wurden im „Hirsch“ die Hochzeiten, Kirbe usw. gefeiert und bei Beerdigungen wurde dort der „Schmaus“ gegeben. Der nach der Jahrhundertwende entstandene Turnverein hielt im „Hirsch“ seine Treffen, Sitzungen und Feiern ab.

Adresse:
Häuserwiesenstraße 22
70771 Leinfelden-Echterdingen

Postkarte mit einem Blick auf Oberaichen und dem Gasthaus zum „Hirsch“, 1904

Station O10: Ortsmitte von Oberaichen

Der Ort Oberaichen war 1942 Ziel eines schweren Luftangriffs. Hierbei brannten 17 Wohnhäuser und 22 Scheunen ab. 75 Einwohner verloren ihr Dach über dem Kopf. Im März 1944 erfolgte ein zweiter Luftangriff bei dem 60 Prozent der Häuser zerstört wurden. Das Löschwasser aus der „Wette“ wurde knapp, sodass mit Gülle gelöscht werden musste. Baracken wurden aufgestellt, um Einheimische und Flüchtlinge unterzubringen. In der Kriegszeit existierten Bunkerpläne für die obere Schillerstraße. Das Kriegsende 1945 überholte die Bauarbeiten am Bunker.

Gemeindehaus mit hölzernem Glockenturm

Das Gemeindehaus mit hölzernem Glockenturm, Uhr und Glocke, wurde 1887 als Gemeindehaus erbaut und 1897 zum Schul- und Rathaus umgebaut. Erster Lehrer der einklassigen Schule war Friedrich Kull. Das Glockenläuten geschah früher von Hand. Morgens vor Schulbeginn, dann um 11 Uhr um den Bauern zu sagen, dass es Zeit zum Kochen ist, und um 16 Uhr zum Vesperläuten. Weiteres Läuten zu Begräbnissen und bei Zusammenkünften im Lokal.

Das Gebäude wurde 1966 abgebrochen. An seiner Stelle entstand ein Sechsfamilienhaus. Die Glocke von 1886 wurde durch einen in Amerika zu Wohlstand gekommenen Auswanderer aus Oberaichen gestiftet. Seit 1973 befindet sie sich als Totenglocke vor der Aussegnungshalle auf dem Waldfriedhof.

Backhäusle

Das alte Backhäusle stammte aus dem Jahr 1897. Da hier ein Wasseranschluss bestand, wurden ein Anbau für die Feuerwehrspritze und die Schülertoiletten für das Schulhaus erstellt. Zusätzlich gab es am Backhäusle sowohl einen Briefkasten als auch einen Feuermelder.

Neben dem Backhäusle befand sich der Feuerlöschteich, der mit dem Quellwasser der Wette gespeist wurde. Bei Bränden wurde das Wasser mit Eimern geschöpft und von Hand zu Hand bis zur Spritze gereicht. Das Wasser kam aus dem Bereich Häuserwiesen als kleiner Bach und diente auch zum Säubern der landwirtschaftlichen Geräte. Auch der Backofen des Backhäusles wurde mit dem Wasser gereinigt. Der Überlauf des Teichs floss dann als Erbgraben Richtung Unteraichen.

Wasserspielplatz

Nach dem Abriss des Backhäusles wurde im Jahr 1971 der Dorfplatz umgebaut. Das Zentrum bildete ein Wasserspielplatz mit einer Steinplastik von Gerhard Tagwerker. Im Jahr 2001 wurde der Wasserspielplatz im Rahmen der Ortsmittensanierung von Oberaichen entfernt. Daraufhin plante die Stadt Leinfelden-Echterdingen in Zusammenarbeit mit der Bürgergemeinschaft Oberaichen die Erweiterung der „Neuen Ortsmitte“ mit „Neuem Backhäusle“ und einem Vorplatz.

Seitdem gab es Veranstaltungen der Bürgergemeinschaft Oberaichen rund ums Backhäusle wie: Frühschoppen, Maibaumaufstellung, Backen, Open Air Flohmarkt, Krautfest und vieles mehr.

Adresse:
Häuserwiesenstraße/Schillerstraße
70771 Leinfelden-Echterdingen

Backhaus und Schulhaus, Aufnahme 1950er Jahre

Station O11: Der Dorfbrunnen

Der alte Dorfbrunnen stammt aus dem 18., die gusseiserne Brunnensäule aus dem 19. Jahrhundert. Der ursprünglich hölzerne Brunnentrog, ein ausgehöhlter Baumstamm von über 6,5 Metern Länge und einer Breite von circa 30 Zentimetern, wurde 1920 durch den gusseisernen Trog ersetzt. Der Brunnen wurde aus dem Überlauf der Wette und den umliegenden Quellen gespeist, die ihr Wasser aus dem Quellgebiet oberhalb der heutigen Kirche bekamen. Die Quellen lieferten sehr viel Wasser, sodass die alten Oberaicher entlang der heutigen Häuserwiesenstraße eigene Pumpen im Keller hatten und teilweise heute noch das Wasserrecht besitzen. 1981 wurde der Brunnen renoviert.

Lebensmittel Haugstetter

… eröffnete im Jahr 1926 und schloss den Verkauf im Dezember 1995. Heute ist es Wohnhaus der Familie Haugstetter.

Zehntscheuer

Im Auftrag des Klosters Bebenhausen wurde in Oberaichen die Zehntscheuer errichtet. Nach der Abschaffung des Zehnts im Jahr 1852 kaufte die Gemeinde das Gebäude dem Staat für 935 Gulden ab. 1861/62 verkaufte die Gemeinde 9/10 der Zentscheuer an eine Privatperson. Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde die Zehntscheuer nicht mehr originalgetreu aufgebaut.

Adresse:
Wilhelmstraße
70771 Leinfelden-Echterdingen

Zehntscheuer Oberaichen und davor der alte Brunnen, Aufnahme 1995

Station O12: Friedhof von Oberaichen

Der Friedhof wurde 1863 angelegt. Die letzte Belegung war im Jahr 1975. Bei den noch vorhandenen, nicht aufgelassenen Gräbern des ehemaligen Oberaichener Friedhofs handelt es sich um die Grabstätten Stanger, Friedrich Kull und Erich Slevogt. Nach der Erweiterung des Waldfriedhofs wurden die Verstorbenen dort beigesetzt.

Kriegerdenkmal des Weltkrieges 1914 bis 1918

Vor dem Eingangsbereich des Friedhofs steht das Ehrenmal für die Gefallenen aus Oberaichen in den beiden Weltkriegen. Der Obelisken-Entwurf stammt von Gewerbeschulrat Lutz aus Oberaichen. Er hatte sich bereit erklärt, mit den Arbeitslosen vor Ort die Grab- und Planierungsarbeiten zu übernehmen und die Setzung des Steins vorzubereiten. Den Stein bezahlte der Turnverein Oberaichen, dem die Gefallenen fast alle angehört hatten, wobei sich die Gemeinde mit 300 Mark beteiligte. Die feierliche Einweihung des Denkmals fand am 22. November 1931 statt.

Die Linde

Die Bürgergemeinschaft Oberaichen (gegründet 1986) pflanzte am 11. März 1988 zusammen mit der Stadt Leinfelden-Echterdingen eine Linde zur Erinnerung an die 700-Jahr-Feier Oberaichens im Jahr 1987. Den Platz im Eingangsbereich des Friedhofs stellte die Stadt zur Verfügung.

Adresse:
Rohrer Straße 97
70771 Leinfelden-Echterdingen

Aufstellen des Kriegerdenkmals in Oberaichen, Aufnahme 1931

Station O13: S-Bahn-Station Oberaichen und das „Bahnhöfle“

Im Jahr 1897 eröffnete man die Nebenbahnlinie der Filderbahn von Möhringen nach Neuhausen. Als die neue Filderbahnstrecke von Vaihingen nach Echterdingen fertiggestellt war, erhielt Oberaichen ab dem 1. Oktober 1920 einen eigenen Haltepunkt.

Die Bahnhofswirtschaft wurde 1927 von Wilhelm Lutz, dem Wirt des Gasthofs „Hirsch“ in Oberaichen erbaut. Sie erhielt den Namen „Bahnhofgaststätte“. Nach seinem Tod (1955) übernahmen seine Witwe und später sein Schwiegersohn, Karl Laubengaier, die Wirtschaft.

Der Personenbetrieb der Filderbahn wurde am 1. Mai 1956 eingestellt. Erste Ideen und Vorplanungen für eine S-Bahn im Mittleren Neckarraum gab es dann in den 1960er- und 1970er-Jahren. Im Juni 1986 wurden die alten Gleise abgebaut. Eine Fußgängerunterführung und die elektrischen Leitungen waren bis April 1989 verlegt. Ende Mai wurde die neue S-Bahn-Station eröffnet. Hier endete der S-Bahn-Betrieb bis zum Jahr 1993. Ab diesem Jahr fuhr die S-Bahn über Leinfelden und Echterdingen bis zum Flughafen, und ab September 2001 bis nach Filderstadt-Bernhausen.

In dem Jahr der Inbetriebnahme der S-Bahn bis zum Flughafen wurde auch die Stadtbuslinie 38 eingesetzt. Sie verband in einem Ringverkehr die Orte: Musberg – Oberaichen – Leinfelden – Echterdingen – Stetten und zurück im 30-Minuten-Takt.

Adresse:
Burgstraße 7
70771 Leinfelden-Echterdingen

Gaststätte „Bahnhöfle“, Aufnahme 1961

Station O14: Zweites Bildhauer-Symposium 1990 – Skulpturen am S-Bahnhof

Im Herbst 1990 finanzierte und veranstaltete die Stadt Leinfelden-Echterdingen in Kooperation mit dem „Kontaktzentrum Bildhauer Baden-Württemberg e.V.“ in Leinfelden ihr zweites Bildhauersymposium. Als gemeinsamer Werkplatz bzw. „Freiluft-Atelier“ diente den Symposium-Teilnehmern der Grünzonenbereich des neuen S-Bahnhofs Leinfelden-Oberaichen. Die sechsköpfige Bildhauergruppe, die sich hier zwischen dem 23. September und dem 7. Oktober von unzähligen S-Bahn-Fahrgästen bei ihrer bildhauerischen Arbeit beobachten ließ, setzte sich zusammen aus Walter Bausenhart, Franziska Maria Beck, Johannes Dröge, Jens Hogh-Binder, Alois Landmann und Beate Leinmüller. Während dieser Bildhauertage fanden zudem vier Künstlerstammtische sowie diverse kunstpädagogische Kinderprojekte statt, die ebenfalls dazu beitrugen, dass die Zielsetzung des Kulturamtes, „ein Kulturangebot mitten ins Tagesgeschehen zu stellen“ (Rudolf Melters) erfolgreich umgesetzt werden konnte. Bei der feierlichen Abschlussveranstaltung am 7. Oktober erfolgte die Übergabe der Bildwerke an die Stadt und machte damit den Grünstreifen am Oberaicher S-Bahnhof zu einem kleinen Skulpturenpark unter freiem Himmel. Die in diesem Entstehungskontext geschaffenen Holz- und Steinskulpturen sind allesamt der Abstraktion des Gegenständlichen verschrieben. Mit einer Ausnahme verblieben die Skulpturen bis heute an ihrem originären Aufstellungsort – das Bildwerk von Hogh-Binder translozierte man 2005 auf den Leinfelder Waldfriedhof – und werden in der 2021 von der Bürgerstiftung herausgegebenen Neuauflage des städtischen Skulpturenführers „Unter freiem Himmel – Skulpturen in Leinfelden-Echterdingen“ (Konzeption und Texte von Cornelia Buder) ausführlich beschrieben und abgebildet.

Adresse:
Burgstraße 9
70771 Leinfelden-Echterdingen

Johannes Dröge, „Taube“, Skulptur am S-Bahnhof Leinfelden-Oberaichen, Foto Günter Hanel, Bürgerstiftung Leinfelden-Echterdingen