50 Jahre Stadtmuseum: Geschichte bewahren, Gegenwart gestalten
Die Idee eines Heimatmuseums in Echterdingen reicht bis in die 1930er-Jahre zurück. Schon damals träumte der Heimatforscher Adolf Murthum von einem Bauernhaus, das mit Trachten, Hausrat und Werkzeugen die „gute alte Zeit“ bewahren sollte.
Doch Krieg und Zerstörung machten alle Pläne zunichte. In den Jahren des Wiederaufbaus fehlte es zunächst an Interesse und Materialien, denn jeder verwertbare Gegenstand wurde gebraucht.
Erst als sich Ende der 1950er-Jahre der wirtschaftliche Aufschwung bemerkbar machte, wuchs das Bewusstsein für den Wert alter Kulturgüter. 1963 begann die Ortsgruppe Echterdingen des Schwäbischen Albvereins unter Eberhard Rohleder mit dem Sammeln von Objekten. Die Resonanz in der Bevölkerung war groß, sodass 1964 anlässlich der Erweiterung der Zeppelinschule die erste heimatgeschichtliche Ausstellung stattfinden konnte. Die stetig wachsende Sammlung lagerte jedoch zehn Jahre lang provisorisch im Untergeschoss der Schule.
Ehemaliges Bankgebäude als neue Heimat für das Museum
Ein Glücksfall war 1968 der Umzug der Kreissparkasse aus ihrem alten Gebäude in der Hauptstraße. Das 1937 errichtete Fachwerkhaus, im Krieg stark beschädigt und 1949 wieder aufgebaut, stand im Erdgeschoss leer und wurde der Gemeinde zur Nutzung überlassen. Auf Initiative von Bürgermeister Walter Schweizer bildete sich ein „Heimatring“ aus Albverein, Landwirtschaftlichem Ortsverein, Landjugend und Zeppelin-Schule – mit dem Ziel, endlich ein Heimatmuseum zu schaffen.
Nach Umbauten konnte am 27. Dezember 1974, kurz vor der Eingemeindung nach Leinfelden-Echterdingen, das Heimatmuseum Echterdingen eröffnet werden. Der renommierte Museumsfachmann Professor Albert Walzer hatte die Ausstellung eingerichtet. Gezeigt wurden bäuerliche Geräte, Trachten, Fotografien und frühgeschichtliche Funde, ergänzt um Themen wie den Mechanikerpfarrer Philipp Matthäus Hahn und die Zeppelinhistorie. Zum ehrenamtlichen Museumsleiter wurde der Lehrer und Albvereinsvertreter Wolfgang Haug berufen, der das Museum bis heute prägt. Ab Januar 1975 war das Haus jeden Sonntag geöffnet.
Lebendiger Ort mit wechselnden Ausstellungen
In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich das Museum zu einem lebendigen Ort wechselnder kultur- und lokalgeschichtlicher Ausstellungen. Unter Mitwirkung des Kulturwissenschaftlers Werner Dukek sowie gefördert durch Kulturbürgermeister Rainer Häußler entstanden vielbeachtete Präsentationen – etwa zu Puppen und Spielzeug um 1900, zu Mundart, Kinderwelten oder 1989 zur umfassenden Hahn-Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum Württemberg.
Mit der Eingliederung in die Gesamtstadt wuchs auch der Anspruch des Hauses. Stadtarchivar Dr. Bernd Klagholz rückte zunehmend gesamtstädtische Themen in den Mittelpunkt, etwa die Luftkriegsgeschichte oder den Nachkriegsalltag. Unter Leitung von Kulturamtschefin Dorothea Wissmann-Steiner wurden Jahresprojekte wie „Der Traum vom Fliegen“ zu Publikumsmagneten.
2001 wurden die leerstehenden Wohnungen im ersten Obergeschoss zu modernen Ausstellungs- und Veranstaltungsflächen umgebaut – unterstützt durch den neu gegründeten Förderverein unter Vorsitz von Dr. Hans Huber. Die Räume etablierten sich schnell als Ort für Vorträge, Empfänge, Kunstpräsentationen und nicht zuletzt für die Bewirtung beim Krautfest. Seit 2002 bereichert Jürgen Helmbrecht (Stadtarchiv) mit wichtigen kuratorischen Beiträgen die Ausstellungstätigkeit des Stadtmuseums. 2004 beschloss der Gemeinderat die Umbenennung in „Stadtmuseum Leinfelden-Echterdingen – Haus der Heimatgeschichte“.
Bald darauf konnte auch das zweite Obergeschoss ausgebaut werden. Damit wurde die Idee einer Dauerausstellung Realität. Gemeinsam mit dem Kulturwissenschaftler Frank Lang und dem Gestalter Herwig Schneider entstand eine abwechslungsreiche Präsentation zur Geologie und Archäologie der Filder, zu Krautanbau, Hahn, Zeppelinunglück sowie zur Entwicklung der Stadtteile bis zur gemeinsamen Großen Kreisstadt. Ergänzt wird sie durch Themen wie KZ-Außenlager, Flughafen und Messe. Die Dauerausstellung wurde 2008 eröffnet und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit, insbesondere bei Besucherinnen und Besuchern aus den Partnerstädten.
Führungen für alle Altergruppen
Auch die Archäologie erhielt ihren festen Platz: Nach der vielbeachteten Sonderausstellung „Spurensuche“ 2004/05 entstand in zwei Räumen des Erdgeschosses eine archäologische Dauerausstellung mit Funden aus allen Stadtteilen. Herausragende Stücke wie das Lackprofil einer Viereckschanze, ein alamannisches Pferdegrab oder ein merowingisches Kinderskelett zeugen von der intensiven ehrenamtlichen Grabungstätigkeit der Volunteersgruppe um Albrecht Koch.
2011 kam im Museumshof ein besonderer Zeitzeuge hinzu: Ein Stuttgarter Rundbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, organisiert vom unermüdlichen Museumsleiter Wolfgang Haug. Sein Engagement und die Ideen des Fördervereins sorgen dafür, dass die Ausstellungen sich stetig weiterentwickeln – getreu dem Grundsatz: „Ein fertiges Museum ist ein totes Museum.“
Ob Themen zu Auswanderung, Städtepartnerschaften, Hochzeitskultur, Autobahnjubiläum oder Kleindenkmalen – stets begleiten Führungen, Vorträge und Exkursionen die Ausstellungen. Für Kinder und Jugendliche gibt es eigene Vermittlungsangebote, die Hemmschwellen abbauen und Heimatgeschichte erlebbar machen.
50 Jahre Museum, 50 Jahre ehrenamtlicher Leiter Wolfgang Haug
Seit 2015 ist auch das Deutsche Spielkartenmuseum (DSM) im Stadtmuseum untergebracht und präsentiert dort seine wechselnden Ausstellungen.
Von „Glanzstücke“ über „Reformation“, „Brandgeschichte(n)“, „Entenhausen war in Stetten“ bis zu „Money, Money, Money“ oder dem jüngsten Rückblick auf „50 Jahre Städtepartnerschaft Manosque–Leinfelden-Echterdingen“ – das Museum zeigt Jahr für Jahr thematische Vielfalt. Von „Glanzstücke“ über „Reformation“, „Brandgeschichte(n)“, „Entenhausen war in Stetten“ bis zu „Money, Money, Money“ oder dem jüngsten Rückblick auf „50 Jahre Städtepartnerschaft Manosque–Leinfelden-Echterdingen“ – das Museum zeigt Jahr für Jahr thematische Vielfalt.
Seit der Gründung vor fünf Jahrzehnten steht an der Spitze des Museums ein Mann: Stadtrat Wolfgang Haug. Als Pädagoge ist es ihm ein besonderes Anliegen, Schülerinnen und Schülern die Geschichte der Filder nahezubringen – ein Engagement, das das Stadtmuseum bis heute prägt.





