Format „Wir wollen reden“ im VKS vorgestellt Jugendbeteiligung in LE wird greifbar
Beteiligung von Jugendlichen ist kein wohlwollendes Extra, sondern ein demokratischer Grundpfeiler und gesetzlicher Auftrag kommunaler Jugendarbeit gemäß §11 SGB VIII. Doch wie kann diese Beteiligung konkret, nachhaltig und spürbar gestaltet werden?
Genau das zeigt die Initiative des Stadtjugendrings (SJR) Leinfelden-Echterdingen mit dem Beteiligungsprojekt „Wir wollen reden“, das neue Maßstäbe für jugendgerechte Mitbestimmung setzt. „Demokratische Strukturen sollen direkt erlebbar gemacht werden“, so Sandra Fromme, Geschäftsführerin des Stadtjugendrings LE, die vergangene Woche über das Format im VKS berichtete. Kinder und Jugendliche sollten nicht nur gehört, sondern ernst genommen werden – mit echtem Einfluss auf das städtische Geschehen.
Ausgangslage und Herausforderungen
Die Stadt Leinfelden-Echterdingen hat in den vergangenen Jahren verschiedene Beteiligungsformate angeboten, etwa Jugendkonferenzen oder „Schule trifft Rathaus“. Doch eine kritische Reflexion zeigt: Oft fehlt es an Nachhaltigkeit und Erlebbarkeit, dass Anliegen auch umgesetzt und sichtbar werden. Genau hier setzt das neue Konzept des Stadtjugendrings aus dem Herbst 2024 an – mit dem klaren Ziel, Jugendbeteiligung in allen Strukturen und Stadtteilen zu verankern.
Vielfalt der Stimmen – niedrigschwellig und echt

Das Projekt „Wir wollen reden“ startete im Januar dieses Jahres. Zahlreiche, von den Jugendlichen selbst gestaltete, Programme wurden seither durchgeführt, die sich durch kreative Methoden und echte Partizipation auszeichneten: Ob beim Crêpes-Backen, Skateranlagen-Planen oder beim Spaziergang mit Pferden – viele junge Menschen konnten ihre Anliegen in entspannter Atmosphäre einbringen, zum Beispiel im Jugendtreff Forum in Stetten, auf der Jugendfarm Echterdingen, dem Aktivspielplatz Musberg, im Echterdinger Domino oder Leinfelder Areal. Stets mit dabei war Oberbürgermeister Otto Ruppaner, für den der Austausch mit den Jugendlichen ein großes Anliegen ist.
Übersetzungsarbeit: Von Ideen zu konkreten Projekten
Neben den zahlreichen Gesprächsrunden und Aktionen in den Jugendzentren war ein weiteres Highlight die moderierte Talkrunde mit Oberbürgermeister Otto Ruppaner und Vertretern aus dem Jugendgemeinderat sowie dem Stadtjugendring beim Stadtjubiläum Ende Juni. Auch hier wurden die Ideen und Wünsche der Jugendlichen nicht nur gehört, sondern konkret aufgegriffen. Im Anschluss erfolgte eine systematische Übersetzungsarbeit: Die vielfältigen Ideen wurden thematisch gebündelt und in Handlungsfelder wie „Umwelt & Nachhaltigkeit“, „Freiräume & Infrastruktur“ oder „Sicherheit & Ordnung“ überführt.

Die Ergebnisse, allein beim Stadtjubiläum wurden auf sogenannten „Popcornzetteln“ über 350 Ideen gesammelt – für jede Idee gab’s Popcorn, sind beeindruckend: Jugendliche fordern bessere Busverbindungen, mehr Fahrradwege, eine bessere Nahversorgung in Musberg und Stetten, einen sauberen öffentlichen Raum und Wald, mehr Mülleimer, sichere Haltestellen und Aufenthaltsorte. Auch die Verbesserung der schulischen Ausstattung sowie finanzielle Belastungen – etwa durch hohe Führerscheinkosten oder teure Lebensmittel, zum Beispiel der stark gestiegene „Dönerpreis“ – wurden thematisiert. Ebenso der Wunsch nach einem transparenteren Dialog mit Politik und Verwaltung.
Was sind die nächsten Schritte, was ist geplant? „Drei konkrete Projekte sollen nun zügig mit Jugendlichen gemeinsam geplant und realisiert werden“, sagt Sandra Fromme vom SJR. Welche das genau sind, bleibe noch offen – doch die Richtung sei klar: „Es geht nicht mehr nur um kurzfristige Aktionen, sondern um langfristige Perspektiven.“
Nachhaltigkeit und Verstetigung der Jugendbeteiligung
Der Stadtjugendring setzt dabei auf Nachhaltigkeit: Jugendbeteiligung soll zur festen (politischen) Größe im Alltag der Stadt Leinfelden-Echterdingen werden. Die Veranstaltungsreihe „Wir wollen reden“ wird fortgeführt. Vorgesehen sind hier unter anderem Besuche von Politikern in den Jugendhäusern. Es soll ein regelmäßiger Dialog zwischen Stadtjugendring, Jugendgemeinderat, den Jugendeinrichtungen und der Verwaltung sowie Politik stattfinden. Auch will man den Jugendgemeinderat stärken, so auch jene Jugendgruppen, die sich selbst politisch organisieren möchten. Auf diese Weise könnten jugendliche Interessen künftig in allen Entwicklungen und Planungen der Stadt noch besser mit einbezogen werden.
Positives Echo aus dem Gremium
Fraktionsübergreifend stieß die vorgestellte Jugendarbeit des Stadtjugendrings und besonders das Format „Wir wollen reden“ im Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss auf große Zustimmung. Die Stadträtinnen und Stadträte waren sich einig: So kann es gerne weitergehen!