Stadt reagiert auf stark rückläufige Geflüchtetenzahl – Entlastung für Haushalt Containerdorf auf Renaultgelände wird abgebaut
Die Container auf dem sogenannten Renaultgelände im Westen von Echterdingen werden bis Ende dieses Jahres abgebaut. Ein entsprechender Mietvertrag läuft nach zwei Jahren im September aus und wird nicht verlängert.
Das bedeutet, dass die darin untergebrachten Geflüchteten dann in andere Unterkünfte in der Stadt umziehen werden. „In den vergangenen Monaten musste der Landkreis Esslingen jeweils nur 50 bis 60 Menschen neu aufnehmen“, begründete Dr. Carl-Gustav Kalbfell diesen Schritt.
Im Juni seien es sogar nur 30 Asylsuchende gewesen, die vom Land dem Landkreis zugewiesen wurden, so der Bürgermeister in der Gemeinderatssitzung vergangene Woche. „Leinfelden-Echterdingen muss 7,5 Prozent davon unterbringen, was umgerechnet monatlich nicht einmal drei Geflüchtete seien. „Die Zahlen“, so Kalbfell, „sind extrem rückläufig“.
Stadt trennt sich von „Hochpreisstandort“
Dem angespannten städtischen Haushalt wird der Wegfall des Containerdorfs – von Kalbfell als „Hochpreisstandort“ bezeichnet – guttun. Denn in jedem Monat kostet das Containerdorf alles in allem knapp 90.000 Euro. Dieser Betrag setzt sich aus der Grundmiete für die Container (knapp 60.000 Euro), den Kosten für Energie (24.000 Euro), Wasser (1.200 Euro), Müll (1.080 Euro) und der Trafostation (2100 Euro) zusammen.
„Das summiert sich jährlich auf rund eine Million Euro“, betonte Oberbürgermeister Otto Ruppaner. Ausgelegt worden war das Containerdorf auf dem Renaultgelände für 264 Menschen.
„Das ist jedoch ein rechnerischer Wert, der nie erreicht wurde“, so der Bürgermeister, der von einer Maximalbelegung von bis zu 85 Prozent sprach. „Zurzeit leben 118 Personen auf dem Gelände“, ergänzte er. Sie sollen bis zu den Sommerferien in die gemieteten Container in zwei Baufeldern in den Schelmenäckern umziehen.
Diese sind kürzlich fertiggestellt und von den ersten Bewohnerinnen und Bewohnern bezogen worden. „Damit kommen wir zurecht – auch mit der Aufnahmeverpflichtung für das Jahr 2025 und ein Stück weit auch mit der von 2026“, betonte der Bürgermeister. Für die Folgezeit setzt die Stadt auf zwei ehemalige Bürogebäude an der Dieselstraße in Echterdingen, die mittlerweile im städtischen Besitz sind.
„Wir plädieren für den Umbau dieser Gebäude zu Unterkünften für Geflüchtete“, so Kalbfell. Dort könnten bis zu 450 Menschen untergebracht werden, womit Leinfelden-Echterdingen seiner Aufnahmeverpflichtung nachkommen könne.
Rückbau bis Jahresende
Die Container werden wohl noch bis Ende des Jahres auf dem Renault-Gelände an der Leinfelder Straße stehen bleiben. Anschließend werden sie entfernt und das Gelände bis Ende des Jahres geräumt. Über die Folgenutzung macht sich die Stadtverwaltung natürlich schon Gedanken. „Es gibt Überlegungen für eine gewerbliche Nutzung“, sagte Ruppaner. Darüber solle bald der Gemeinderat informiert werden.
- Lange Geschichte als Bleibe für geflüchtete Menschen Das sogenannte Renault-Gelände am westlichen Ortsrand von Echterdingen hat als Standort für Geflüchtetenunterkünfte eine mehrere Jahrzehnte währende Geschichte. Hier waren bereits in den 1980er und 1990er-Jahren Geflüchtete untergebracht. 2015 errichtete der Landkreis an dieser Stelle ein „Camp“ aus Containern und winterfesten Zelten, in dem bis zu 300 Menschen lebten. 2023 ließ die Stadt Leinfelden- Echterdingen auf dem Areal ein zweistöckiges Containerdorf mit Platz für bis zu 264 Menschen errichten, um Geflüchtete aus der Ukraine und anderen Regionen der Welt ein Obdach bieten zu können. Ende des Jahres soll das Renault-Gelände endgültig als Standort für die Unterbringung von Geflüchteten aufgegeben werden.