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Spielkartenmuseum nimmt Abschied von Annette Köger Eine Institution geht in den Ruhestand

Vor wenigen Tagen ist Dr. Annette Köger in den Ruhestand gegangen. 28 Jahre lang hat die Kunsthistorikerin das Deutsche Spielkartenmuseum (DSM) geleitet, wofür ihr kürzlich Oberbürgermeister Otto Ruppaner während einer Gemeinderatssitzung herzlich dankte. 

Dr. Anette Köger im Deutschen Spielkartenmuseum
Foto: Krämer/Stadt LE

Damit hat sich der Kreis geschlossen. Denn das Gremium stand vor knapp drei Jahrzehnten am Anfang ihres Werdegangs. 120 Frauen und Männer hatten sich damals für den Posten als Leitung des Deutschen Spielkartenmuseums beworben, Köger gelangte unter die letzten drei und musste sich den Fragen des Gemeinderats stellen. „Stadtrat Dr. Hans Huber wollte wissen, ob ich Skat spielen kann“, erinnert sie sich an diesen wichtigen Punkt in ihrem Leben. „Ich war schon beim Reizen dabei“, antwortete Köger damals und hatte nicht nur die Lacher auf ihrer Seite, sondern auch den Job.

Der bestand zuerst im Abarbeiten der Poststapel, dann konnte sie sich der damals schon gut dokumentierten Kartensammlung widmen. Mehr als 30.000 Kartenspiele mit über einer Million Einzelkarten aus sieben Jahrhunderten und fünf Kontinenten lagern heute in den zahllosen Schubladen des Schaudepots in der Schönbuchschule in Leinfelden. Darunter befinden sich etliche Schätze. Dazu gehören für Köger beispielsweise die sogenannten Goldschmidt-Karten, die ein Teil der historischen Tarock-Sammlung des Museums sind. Diese Karten sind knapp fünf Jahrhunderte alt, und von den heute noch zwölf existierenden Spielkarten besitzt das DSM neun Exemplare.

Oder auch Objekte aus Asien, wo vermutlich auch die ersten Spielkarten entstanden sind. Die Schätze aus der Sammlung kommen immer wieder ans Licht, wenn Köger und ihr Team Ausstellungen kuratieren. 40 waren es, für weitere 100 hätte sie Ideen, wie sie schmunzelnd sagt. Kögers letzter Trumpf als offizielle Leiterin des Museums ist eine Ausstellung, in der es um die Darstellung von Märchen auf Spielkarten geht. Diese Ausstellung wird am kommenden Sonntag eröffnet (siehe Infobox weiter unten).

Spielkarten sind für Köger mehr als eine Darstellung von Königen, Buben, Damen und Zahlen. „Viele sind für mich Kunstwerke, handwerklich fantastisch gemacht mit einer Relevanz wie ein Rembrandt“, wie sie sagt. Kartenmacher war einst ein Zunftberuf, die Arbeiten konnte sich kaum jemand leisten. Das änderte sich erst, als in größeren Stückzahlen gedruckt werden konnte.

Karten sind für Köger jedoch nicht nur Handwerkskunst, sondern auch Zeitgeschichte. „In der Zeit um 1800 kam es in Deutschland zu einem Systemwechsel, weg vom feudalen Staat“, sagt Köger. Und das habe sich auch in den Darstellungen auf den Spielkarten widergespiegelt, so eines ihrer Beispiele.

So ganz kann Dr. Köger jedoch nicht von den Karten lassen. Bis Ende des Jahres wird sie immer wieder im Museum anzutreffen sein.

Das Skatspielen hat Köger übrigens doch noch gelernt. Ihr ehemaliger Kollege Karl-Heinz Sulz hat ihr das Spiel beigebracht – und ist heute ihr Ehemann.

Märchenhafte Ausstellung

  • Anlässlich der seit 50 Jahren bestehenden Freundschaft zwischen den Partnerstädten Manosque en Provence und Leinfelden-Echterdingen präsentiert das Deutsche Spielkartenmuseum in seinem Schaudepot eine bezaubernde Kabinett-Ausstellung mit dem Titel „Märchen auf Spielkarten und Quartetten“ für Jung und Alt. 
  • Im 19. Jahrhundert sammelten die bekannten Gebrüder Grimm Märchen und Legenden aus der Volkserzählung. Und nicht zu vergessen: Ludwig Bechsteins Märchensammlung aus Weimar. Diese Überlieferungen sind schriftliche Grundlage der Märchenspiele. Die Ausstellung zeigt viele Motive aus diesem kulturellen Schatz.
  • Zu sehen sind die Spielkarten vom 14. April 2024 bis Januar 2025. Die Vernissage ist am kommenden Sonntag, 14. April, um 14.30 Uhr im Schaudepot, Schönbuchstraße 32, in Leinfelden. Der Eintritt ist frei.