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Deutsche Bahn AG informiert über Sanierungspläne Altlastensanierung an der Bahnhofstraße

Auf dem Lagerplatz Janssen am ehemaligen Güterbahnhof wurden Altlasten, erhebliche Verunreinigungen des Bodens mit leichtflüchtigen chlorierten Kohlenwasserstoffen bis in eine Tiefe von rund zehn Metern, festgestellt.

Bahnhofstraße in Leinfelden
Foto: Stadt LE

Durch unsachgemäße Handhabung von Lösemitteln durch mehrere Recycling-Firmen, konnten diese in den Boden gelangen und sich bis unter die Bahnhofsstraße hinweg ausbreiten. Die Deutsche Bahn AG (DB), inzwischen nicht mehr Eigentümerin des Grundstücks, hat die Verunreinigung nicht verursacht, muss aber den durch die damaligen Pächter verschuldeten Schaden beheben. 

Die Lösemittel haben sich unter der Grünfläche zwischen der Bahnhofstraße und den Gleisen in unterschiedlichen Tiefen angelagert und unter die Bahnhofstraße ausgebreitet. Durch regelmäßige Kontrollen wurde stets sichergestellt, dass die Anwohner durch eventuelle Ausgasungen in ihren Kellerräumen nie gefährdet waren.

Sanierungsplan vorgestellt

Nach jahrelanger Planung hat die DB bei einer Info-Veranstaltung in der Filderhalle am vergangenen Donnerstag ihr Sanierungskonzept präsentiert. Neben interessierten Anwohnern und Bürgern war auch der Erste Bürgermeister Benjamin Dihm anwesend. Ziel des Sanierungskonzepts ist, die Schadstoffbelastung in dem betroffenen Areal um rund 90 Prozent zu verringern. 

Derzeit sind die Schadstoffe im Boden zwar eingeschlossen, aber nicht gebunden und gelangen in geringem Ausmaß ins Grundwasser. Durch die Sanierung soll erreicht werden, dass kaum noch Schadstoffe ins Grundwasser gelangen können. Auch die regelmäßigen Kontrollen der Raumluft in den anliegenden Kellerräumen können dann entfallen.

Erste Sanierungsphase ab Februar

Das Sanierungsverfahren läuft in drei Bauphasen. Bereits im Februar beginnen die vorbereitenden Maßnahmen, zu denen vor allem Rodungen der Gehölze auf dem Areal und die Versiegelung von Grundwassermessstellen gehören. Im zweiten Halbjahr 2024 kommt dann ein innovatives Verfahren zur chemischen Bindung von Schadstoffen im Boden zum Einsatz (siehe Foto 1), das sogenannte DI-ISCO-Verfahren (Druckinjektionsunterstützte Sanierung durch In-Situ chemische Oxidation). 

Lageplan eines Sanierungsgebietes
DI-ISCO-Sanierung im 3. und 4. Quartal 2024: An den blau markierten Injektionsbereichen wird das Oxidationsmittel in den Boden eingebracht. Der Fußgängerweg auf der gegenüberliegenden Seite sowie die Tiefgarageneingänge für Anwohner der Bahnhofstraße und Dreimorgenstraße sind von der Sperrung nicht betroffen. | Plan: DB InfraGO AG

Dabei werden an fünf Punkten Wirkstoffe in den Boden injiziert, mit denen die Schadstoffe reagieren (oxidieren) und dadurch unschädlich werden. Dieses Verfahren wurde 2019 bei einem Pilotversuch vor Ort erfolgreich getestet. Während dem DI-ISCO-Verfahren ist eine Sperrung der Bahnhofstraße und der parallel gelegenen Parkplätze für etwa zwei Monate notwendig. Das genaue Datum sowie die beschilderte Umleitung wird im Amtsblatt bekanntgegeben. Während des gesamten DI-ISCO-Verfahrens finden Überwachungsmaßnahmen statt, die den Erfolg der Maßnahme und die Umgebung überprüfen.

Mit dem DI-ISCO-Verfahren werden die Schadstoffablagerungen in tieferen Bodenbereichen unterhalb der Grünfläche und der gesamte Bereich unter der Bahnhofstraße neutralisiert, die nicht abgegraben werden können. Da unter der Bahnhofstraße zu viele Leitungen verlegt sind, kann der Boden dort ebenso wenig komplett  ausgetauscht werden, wie in den tiefen Bereichen der Grünfläche. Es kommt daher das DI-ISCO-Verfahren zum Einsatz.

Bodenaustausch ab Herbst 2025

Von Herbst 2025 bis Frühling 2026 wird im dritten Sanierungsabschnitt der Boden im Bereich der Grünfläche und im Randbereich der Bahnhofstraße ausgetauscht (siehe Foto 2). Anders als unterhalb der Bahnhofstraße ist ein Austausch des Erdreiches hier in oberen Bereichen möglich. Das kontaminierte Material wird mit Lastwagen auf direktem Weg (in nördlicher Richtung) aus dem Stadtgebiet transportiert und durch sauberes Erdmaterial ersetzt. Umfassende Sicherheitsmaßnahmen verhindern, dass kontaminiertes Material aus dem Gebiet verbreitet wird. Dazu zählt zum Beispiel eine Reifenwaschanlage für die LKW, damit keine verschmutzte Erde auf der Straße verloren wird. 

Plan eines Sanierungsgebietes
Bodenaustausch vom 3. Quartal 2025 bis 2. Quartal 2026: Mit Baggern und einem speziellen Bohrgerät für größere Tiefen wird im orange markierten Bereich das Erdreich ersetzt. Der Fuß- und Radweg über die Grünfläche und  die Parkplätze sind währenddessen gesperrt, die Bahnhofstraße bleibt im Einbahnstraßenverkehr befahrbar. | Plan: DB InfraGO AG

Durch einen hohen und blickdichten Bauzaun werden die Baumaßnahmen abgeschirmt. Allerdings kann es zu dieser Bauphase zu nicht unerheblichen Einschränkungen für die Anwohnerschaft kommen. Es ist mit Lärm-, Erschütterungs- und für die Gesundheit unbedenklichen Geruchsbelastungen zu rechnen. Die Bahn sicherte bei der Info-Veranstaltung zu, dass keine Nachtarbeiten, Arbeiten am Samstag nur in Ausnahmefällen, geplant sind. Man erhofft sich, insbesondere die Geruchsbelastung durch die Arbeiten in der kalten Jahreszeit zu reduzieren, da dort weniger Ausgasungen erwartet werden.

Während der dritten Phase wird die Fahrspur der Bahnhofstraße auf Seite der Grünfläche gesperrt und ein Einbahnstraßenverkehr eingerichtet. Der Fuß- und Fahrradweg, der die Grünfläche durchquert, und die Parkplätze entlang der Bahnhofstraße müssen über die gesamte Bauzeit der dritten Phase gesperrt werden.

Bei Fragen und Anliegen können sich Anwohnerinnen und Anwohner direkt an die Deutsche Bahn AG wenden. Die eigens dafür eingerichtete E-Mail-Adresse lautet: sanierung-leinfelden@deutschebahn.com