Kulturamt stellt Programm für die Spielzeit 2026/27 im VKS vor

Mit einem klaren Bekenntnis zu Kostendisziplin und Programmvielfalt hat das städtische Kulturamt im zuständigen Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss (VKS) die Pläne für die Spielzeit 2026/27 präsentiert. Bürgermeister Dr. Carl-Gustav Kalbfell betonte eingangs, dass das neue Programm „mit sehr hohem Kostenbewusstsein“ entwickelt worden sei – ohne dabei an künstlerischer Qualität einzubüßen.

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Foto: Ralf Hinz

Besonders freue ihn, dass sich das Projekt Mäulesmühle in kürzester Zeit fest im kulturellen Leben der Stadt verankert habe: „Es ist mittlerweile ein integraler Bestandteil unserer Kultur und Spielzeit.“ Kalbfell verwies zudem auf die Unterstützung durch Sponsoren – darunter auch der Flughafen – sowie das systematische Bewerben um Förderprogramme. Preissteigerungen blieben moderat, so der Bürgermeister, und bei „LE lacht“ könne man dank eingesparter Veranstaltungstechnik sogar günstiger werden.

Kulturamtsleiterin Carolina Gleichauf erläuterte die zentralen programmatischen Linien sowie die Preisgestaltung der neuen Saison. Wie jedes Jahr sei das Programm ausgewertet und an die Erfahrungen der vergangenen Monate – insbesondere dem ersten Jahr in der Mäulesmühle – angepasst worden.

Die Preise bleiben trotz leichter Anpassungen bewusst moderat:

  • Vorverkaufspreise steigen leicht, an der Abendkasse wird es teurer.
  • Ermäßigungen betragen weiterhin 11 Euro für alle Veranstaltungsformate.
  • Für das Improvisationstheater wurde ein eigenes Preissegment geschaffen, da diese Reihe neu aufgelegt wird.
  • Mitmachformate wie die „Open Stage“ werden etwas teurer, „weil die Nachfrage hoch ist und der frühere Einstiegspreis sehr niedrig lag – da glauben wir, dass wir uns etwas höhere Preise leisten können “, so Gleichauf.
  • Bei „LE lacht“ sinken die Preise dank eingesparter Kosten bei der Veranstaltungstechnik sogar.

Zugleich soll der Impro- und Mitmachbereich deutlich ausgeweitet werden. Niedrigschwellige, spontane und publikumsnahe Angebote seien ein Publikumsmagnet in LE. Ein deutliches Signal setzt das Kulturamt aber auch durch Verzicht: Die kostenintensiven Landestheater-Inszenierungen – oft als „Sternchenthemen“ für Schulen gefragt – entfallen künftig. In Abstimmung mit dem Lehrerverband sollen entsprechende Angebote in Stuttgart und Tübingen genutzt werden, wodurch das städtische Budget entlastet wird.

Dafür startet ein interdisziplinäres Jahresprojekt rund um den Jazz. Auslöser war eine Initiative des Vereins Jazzmuseum e.V., der für das Jahr 2027 eine Ausstellung zur Jazzgeschichte auf den Fildern im Stadtmuseum plant. Ergänzt wird das Projekt durch Spielkarten aus der Sammlung des Spielkartenmuseums sowie eine Jazzmusikreihe in Mäulesmühle und Filderhalle, kuratiert von den Musikschullehrern Ulrich Röser und Andreas Francke, die sich in der Jazzszene gut auskennen.

Dorothea Veit, stellvertretende Leiterin des Kulturamts, präsentierte die Einzelheiten aus dem neuen Programm – zunächst das Kinder- und Jugendtheater, bei dem es wie gewohnt ein auf sich aufbauendes System von Angeboten gibt:

  • Vormittagsvorstellungen für Kitas und Grundschulen,
  • Familienstücke sonntags,
  • das Familientheater „Spross & Sprössling“, jetzt in der zweiten Spielzeit, in der Mäulesmühle – ergänzt durch Sitzkissenkonzerte der Musikschule in der Regel am Freitagnachmittag,
  • Kooperationen mit Kinder- und Jugendeinrichtungen mit individuell angepasstem Angebot für die Akteure in der Stadt
  • sowie Klassenzimmerstücke (kleinere Theaterinszenierungen oder szenische Lesungen vor Ort in der Schule) in Zusammenarbeit mit den Landesbühnen.

Klassiker und neue Formate

Klassische und moderne Konzertformate bleiben ebenfalls fest verankert. In der Filderhalle und teils in der Mäulesmühle stehen etablierte Größen auf dem Programm – etwa das Alt-Wiener Strauß-Ensemble, das das neue Jahr musikalisch einleitet, oder „Poems of the Rock“, bei denen der aus Radio und TV bekannte Jo Jung Texte zur Musik sprechen wird.

Die Reihe „LE lacht“ bringt fünf neue Produktionen, vom etablierten Magier Topas bis zu frischen Kabarett-Entdeckungen wie „Schwester Cordula liebt Groschenromane“ (Kleinkunstpreis Baden-Württemberg 2025) – „richtig witzig und auch einmal etwas völlig anderes, wie man es sonst so kennt“, wie Veit sagt. Ein Dauerbrenner bleibt „Kraut & Riaba“, die schwäbische Mundartbühne. Neben bekannten Formaten treten hier auch junge Talente auf – etwa Sängerin und Gitarristin Elena Seeger, Förderpreisträgerin des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg 2025. Apropos Mundart: Das Kulturamt arbeitet auch mit dem Landesverband der Dialekte zusammen: Ziel ist die Vernetzung und das Ausloten von kreativen Möglichkeiten im Kulturbetrieb.

Herzensangelegenheit „Wildwuchs“

Mit besonderer Leidenschaft spricht das Kulturamt über den „Wildwuchs“, ein Angebot für junges Publikum und Nachwuchskünstler aus Musik, Kleinkunst und Comedy. Gäste sind unter anderen Wahl-Stuttgarter und Stand-up-Comedian Jochen Prang oder die fränkische Band „Gankino Circus“ mit ihrer wilden Mischung aus Volksmusik, Rock’n’Roll und Polka-Pop. Musikalischen Nachwuchs fördert zudem die Reihe „Lokalhelden“ in der Mäulesmühle: Bands aus LE und der Region können sich bewerben und erhalten eine Bühne – ohne Gage, aber mit Spendenmöglichkeit und großer Publikumsnähe.

Lässige Formate

Hoch im Kurs stehen die Mitmachangebote, allen voran die stets schnell ausverkaufte „Open Stage Mäulesmühle“ mit Jakob Nacken und Johann Theisen. Die beiden bringen zusammen mit Mirjam Woggon mit ihrer „Impro-Show Mäulesmühle“ außerdem Theatersport und spontane Szenenwechsel auf die Bühne. 

Beim „Singen mit Patrick Bopp“ ist gemeinsames musikalisches Ausprobieren und Scheitern (es wird ohne Noten gesungen, der Text auf eine Leinwand projiziert) ausdrücklich erlaubt – Hauptsache, es macht Spaß. Der „Poetry Slam Mäulesmühle“ mit dem „Dichterwettstreit deluxe“ sowie der „Comedy Slam Mäulesmühle“, jeweils mit Elias Raatz, ergänzen das Programm. Das Publikum hat hier dann das letzte Wort und stimmt ab, welcher Comedian am Schluss mit der Comedy-Krone ausgezeichnet wird.

Lob für die Arbeit des Kulturamts kam aus dem Gremium fraktionsübergreifend. Die Bandbreite des Angebots sei groß – und damit in unterschiedlichen Formen für alle – Jung oder Alt – etwas dabei. Eine solch kreative Vielfalt trotz der aktuell angespannten Haushaltslage hinzubekommen, sei bemerkenswert, so der einhellige Tenor.