Gemeinsam für das Klima LE auf dem Weg zur Klimaneutralität

Im Jahr 2015 wurde im Pariser Klimaabkommen das Ziel definiert, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Zehn Jahre sind seither vergangen und es drängt sich die Frage auf, wo die Weltgemeinschaft in Bezug auf dieses Ziel steht.

Großes Kohlekraftwerk mit vielen Kühltürmen und Schornsteinen, aus denen dichte Rauch- und Dampfwolken in den Himmel steigen
Foto: Ana Gram/Adobe Stock

Eine Antwort darauf gibt der im vergangenen Monat veröffentlichte Bericht „State of Climate Action 2025“, herausgegeben als Gemeinschaftsarbeit renommierter Institutionen wie dem World Resources Institute, Climate Analytics und der ClimateWorks Foundation.

45 Indikatoren – kein einziger auf Kurs

Der Bericht beleuchtet 45 zentrale Indikatoren in den Bereichen Energie, Industrie, Verkehr, Gebäude, Land- und Forstwirtschaft sowie Klimafinanzierung und CO2- Entfernung. Das Ergebnis fällt ernüchternd aus: Kein einziger dieser Indikatoren ist auf Kurs, um die notwendigen Ziele bis 2030 zu erreichen. 

Sechs Indikatoren bewegen sich zwar in die richtige Richtung, jedoch zu langsam, 29 sind deutlich im Rückstand, fünf zeigen sogar eine Verschlechterung. Bei weiteren fünf fehlen verlässliche Daten, um Fortschritte zu bewerten. Die Autoren fassen die Lage mit drastischen Worten zusammen: „Alle Systeme blinken rot“.

Schleppender Kohleausstieg und steigender Gesamtverkehr

Besonders besorgniserregend fällt die Bilanz im Energiesektor aus. Der weltweite Kohleausstieg, eine der zentralen Voraussetzungen für das Erreichen der 1,5-Grad-Grenze, verläuft viel zu schleppend. Um auf Kurs zu kommen, müsste der Rückgang der Kohleverstromung mehr als zehnmal schneller erfolgen – das entspräche der Stilllegung von etwa 360 Kohlekraftwerken pro Jahr. 

Ähnlich dramatisch ist die Situation in der Land- und Forstwirtschaft: Der Bericht stellt fest, dass sich die globale Entwaldung aufgrund illegaler Rodungen, Dürren und Feuer nicht verringert hat. Diese liegt weiterhin bei etwa 10 Mio. Hektar pro Jahr – eine Fläche in etwa so groß wie Portugal. Im Verkehrssektor zeigen sich Licht und Schatten. 

Einerseits wächst der Anteil von Elektrofahrzeugen rasant – 2024 lag ihr Anteil an den weltweiten Neuzulassungen bereits bei etwa 22 Prozent. Andererseits nimmt der Individualverkehr mit Verbrennungsmotoren in vielen Ländern weiter zu, wodurch die Gesamtemissionen kaum sinken. Hinzu kommt, dass der Ausbau öffentlicher Verkehrssysteme wie Bus-, Metro- und Schienennetze rund fünfmal schneller erfolgen müsste, um den globalen Mobilitätsbedarf klimaverträglich zu decken.

Milliarden fließen weiter in fossile Energien

Auch im Bereich der Klimafinanzierung hinkt die Weltgemeinschaft den Erfordernissen weit hinterher. Zwar ist die private Finanzierung für klimafreundliche Projekte stark gestiegen, doch die öffentliche Förderung fossiler Energieträger bleibt hoch. Im Gegenteil: Zwischen 2014 und 2023 stieg die öffentliche Unterstützung für fossile Projekte im Schnitt um rund 75 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Damit finanzieren viele Staaten nach wie vor den Ausbau jener Strukturen, die sie eigentlich abbauen müssten.

Lichtblicke: Erneuerbare Energien und neue Technologien

Trotz dieser alarmierenden Bilanz zeigt der Bericht auch positive Signale. Der technologische Fortschritt in den Bereichen Solar- und Windenergie ist beachtlich und die Kosten dieser Technologien sind in den vergangenen Jahren drastisch gesunken. Ebenso wächst das Bewusstsein für die Bedeutung von CO2-Entfernungstechnologien – etwa durch direkte Luftabscheidung, Aufforstung oder die Wiederherstellung von Mooren. 

Doch auch hier betonen die Autoren, dass diese Maßnahmen die Emissionsreduktionen nicht ersetzen, sondern nur ergänzen können. Um die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, muss das Tempo der weltweiten Transformation in nahezu allen Bereichen vervielfacht werden. Viele Prozesse müssen sich mindestens vervierfachen, manche sogar verzehnfachen. 

Das betrifft nicht nur die Energieversorgung, sondern auch die industrielle Produktion, die Landwirtschaft, den Verkehr und die Städteplanung. Dabei reicht es nicht, einzelne Technologien zu fördern – gefragt sind umfassende Systemveränderungen. Der Bericht fordert eine enge Verzahnung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um den Wandel ganzheitlich zu gestalten.

Globale Gerechtigkeit als Schlüssel zur Klimastabilität

Besonderes Gewicht legt der Bericht auf die internationale Gerechtigkeit. Länder mit niedrigem Einkommen, die am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, haben am wenigsten zur Krise beigetragen und verfügen über die geringsten Mittel, um sich anzupassen. Deshalb müsse die globale Klimafinanzierung deutlich ausgeweitet und gerechter verteilt werden. 

Anpassungsmaßnahmen in den besonders gefährdeten Regionen Afrikas, Asiens und Lateinamerikas seien entscheidend, um humanitäre Katastrophen und wirtschaftliche Instabilität zu vermeiden. Auch für Industrieländer wie Deutschland ergibt sich Handlungsdruck. Der Ausbau erneuerbarer Energien, die Dekarbonisierung der Industrie und die Transformation des Verkehrssektors kommen zwar voran, aber nicht im erforderlichen Tempo. 

Förderprogramme, Infrastrukturmaßnahmen und Investitionen in klimafreundliche Technologien müssen beschleunigt werden, um Vorbild und Antrieb für den globalen Wandel zu bleiben. Die Autoren des Berichts betonen, dass jede Verzögerung die späteren Kosten und Risiken exponentiell erhöht. Das Positive: Das Wissen, die Technologien und viele politische Instrumente bereits existieren. 

Wenn Tempo und Skalierung stark zunehmen, kann die Trendwende noch gelingen. Die kommenden Jahre sind damit entscheidend, ob die Welt in Richtung Klimaschutz als Systemwandel steuert oder in eine Ära von Klimafolgenmanagement.

Klimatipp des Monats

Wo steht Deutschland konkret in Bezug auf die Reduzierung der Treibhausgasemissionen, den Ausbau der erneuerbaren Energien oder die gesellschaftliche Akzeptanz für mehr Klimaschutz. Antworten darauf liefert, interaktiv und graphisch ansprechend aufbereitet, das Klimadashboard.

  • Weitere Infos zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit: Stadt Leinfelden-Echterdingen, Stabsstelle Klimaschutz, Robin Hecker, Tel. 1600- 891, E-Mail: R.Hecker@lemail.de.